Debütalbum
Foto: Uwe Hauth
Schlachtfeld der Nacht
Das Debütalbum von Anna Löwenherz ist mehr als Musik – es ist ein offenes Tagebuch, ein seltener Einblick in eine sonst verborgene Welt, ein bewegendes und eindringliches Plädoyer für mehr Achtsamkeit und Verständnis im Umgang mit mentaler Gesundheit in unserer Gesellschaft.
Mit kraftvollen Texten und ihrer warmen Stimme nimmt Anna Löwenherz die Zuhörenden mit auf eine musikalische Reise durch die Vielschichtigkeit einer Depression - mal nachdenklich und tiefgründig, dann voller Rhythmus und Selbstironie und auf einmal poetisch wie ein wunderschönes Landschaftsgemälde – berührend, echt und voller Leben.
Schlachtfeld der Nacht ist ein zutiefst mutiges und inspirierendes Werk, das Hoffnung schenkt und zeigt, wie selbst aus dunkelsten Momenten neues Licht erstrahlen kann.
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Musikvideos
Songtexte
Schlachtfeld der Nacht
Müde bin ich, gehe zur Ruh‘.
Doch meine Augen, fallen einfach nicht zu.
Nacht ward Tag und Tag ward Nacht.
Irgendwo dazwischen, bin ich mal aufgewacht.
Licht im Dunkel,
Schatten im Licht.
Wenn Tag und Nacht auseinander bricht.
Tränenweiche Augen, doch hart das Gesicht.
Bin ich es wirklich, oder bin ich es nicht?
Es scheint s’sind meine Hände, mein Haar, meine Form.
Doch alles verschoben, nur’ne Silhouette der Norm.
Ich kann weder fühlen, noch kann ich sehn’.
Alles ist grau, schwer vom Morgentau.
Ich kann nicht aufstehen, mein’ Weg gehen.
Bin stumm geworden, vom Morden.
Jahrelang hab ich das gemacht,
mich nächtlich mehrmals umgebracht,
auf dem Schlachtfeld der Nacht.
Bin so müde vom müde sein,
müde vom traurig alleine sein.
Ich kann nicht mehr, atmen fällt schwer.
Mein Herz so blau, wie die See im Norden, ganz rauh, auf dem Schlachtfeld der Nacht.
Sind meine Gedanken von hier und jetzt.
Oder aus der Zukunft mir entgegen gehetzt.
Oder von gestern aus dem Nebelbrei.
Mein Kopf auf dem Kissen, so schwer wie Blei.
Auf meiner Matratze, hart und aus Stahl,
streift mich des Jahres erster Sonnenstrahl.
Unter meiner Decke, schwer, aus Beton,
bet’ ich zu Gott, heb sie auf, die Gravitation.
Berliner Sand
Ich scroll durch mein Facebook Profil,
s’geht runter bis 2007.
Fotos voller Zukunftsdurst,
wo ist das alles bloss geblieben.
15 Jahre später fahr’ ich mit der Bahn,
durch die selben alten Station’.
Durch verlorne Hoffnung, zerstörte Illusion,
vorbei an all den Häusern wo geplatzte
Träume wohn’.
Ich frag mich wer ich war, und
wer ich heute bin.
Steige aus der Bahn,
frag’ den Himmel nach dem Sinn.
Irgendwo im Berliner Sand,
steckt ne Kiste voll bis zum Rand,
Mit alten Träumen die längst verblassen,
Hab’ sie in nem Sandsturm gelassen.
Sandschloss am Horizont,
bin ner Fatamorgana gefolgt.
Berliner Sand rinnt durch meine Hand,
mit Sand in den Augen hab’ ich mich ….
verrannt.
Ich streif durch die bunte Kulisse,
meines lebensfrohen Insta-Feeds.
Das echte Leben gut versteckt, hinter
Zuckerguss-Filtern aus Harmonie.
Doch unter’m Pulli meiner Haut ist es kalt,
fühl’ mich tausend und unendlich Jahre alt.
bin in der Falle des Vergleichs gefangen,
versuch’ schon lang in die Freiheit zu gelang’.
Berliner Sand unter meinen Füssen,
Berliner Sand,
Berliner Sand zwischen meinen Zehn’
Will hinterm Sand den freien Horizont sehn’.
Licht
Ich laufe durch die Strassen,
die Strassen dieser Stadt,
ein Gefühl, das mich nicht schlafen lässt,
es hält mich stets auf Trab.
Und ich laufe, ich laufe...
Ich laufe durch die Strassen,
die Strassen dieser Stadt,
suche nach dem Leben,
weil mein Dasein macht nicht satt.
Und ich laufe, ich laufe...
Die Sonne ist mein Nordstern,
sie führt mich strahlend weiss,
doch allzu oft ist sie nicht zu sehn‘,
und ich dreh mich nur Kreis.
Die Sonne ist mein Nordstern,
sie führt mich hell und rein,
doch jeden Tag wenn es Abend wird,
bin ich wieder allein.
Ich laufe durch die Strassen,
die Strassen von Berlin,
weiss nicht wirklich sicher,
ob ich hier zu Hause bin.
Und ich laufe, und ich laufe...
Hinter Fenstern, hinter Türen,
seh‘ ich Licht und hör‘ ich Lärm,
doch diese Welt, die da dahinter ist,
scheint mir unendlich fern.
Und ich laufe, ich laufe...
Desillusioniert,
tausend Hoffnung’ zerstört,
eins ums andre Mal,
hat Gott mich nicht erhört.
Doch ich laufe, und ich laufe…
Depression
Mir geht es schon einige Zeit nicht gut.
Bin in ’ne Depression gerutscht,
da befinde ich mich nun.
Im Alltag habe ich ’ne Maske auf,
bekomm’ kaum das Nötigste hin.
Innerlich hab’ ich mich weit entfernt,
komm’ kaum hoch, wenn ich alleine bin.
Taumle durch ’ne Zwischenwelt,
will alles und nichts von mir verlangen.
Bin zutiefst erschöpft,
und dennoch voller Tatendrang.
Mein Kopf voll rasender Fragen,
kalte Panik in den Adern.
Mein Herz schlägt noch,
doch ich leb’ nicht mehr.
Der Grat zwischen Himmel und Hölle ist schmal,
wohin ich geh, ich hab die Wahl.
Ne Weile näher dem Tod als dem Leben,
hab der anderen Seite die Hand gegeben.
Doch irgendwo im tiefsten Dunkel, fand ich wieder Licht.
wenn’s nicht so wär, stünd’ ich hier heut’ nicht.
Der Grat zwischen Himmel und Hölle ist schmal,
wohin ich geh, ich hab die Wahl.
Was dich nicht umbringt macht dich stärker, heisst es,
vielleicht ist das sogar wahr.
Doch grad jetzt fühlt sich das an,
wie Schläge auf ’n Wurm schon vom
Auto überfahrn’.
All die netten Worte, denk positiv,
iss gesund, kauf dir nen Hund.
Doch auf mir schwer ein Kettenhemd,
das mir jeglichen Raum zum Atmen nimmt.
Ponyhof
Das Leben ist kein Keks.
Wenn doch, dann ist er hart.
Das Leben ist kein Ponyhof.
Falls doch, werfen mich all die Ponys ab.
Das Leben ist kein Zuckerschleck.
Und wenn’s so wär, würd Diabetes entdeckt.
Ich leb nicht wie die Made im Speck.
Selbst wenn, wär mein Tisch bestimmt vegan gedeckt.
Der frühe Vogel fängt den Wurm.
Doch da schlaf ich noch in meinem Eulenturm.
Um mich herum geben alles Gas.
Ich beiss bloss ins Gras.
Ich mach nie aus ner Mücke 'nen Elefanten.
Falls doch, geht der im Porzelanladen tanzen.
Gut gebrüllt Löwe, sagt dann die Maus.
Und der Löwe, isst sie auf.
Das Glück auf dem Rücken der Pferde, hab ich nicht gefunden, die Hände wund verbunden, vom Goldschürfen im Mund der Morgenstunden.
Doch ich weiss jetzt, dank nem Seminar, in dem ich letztens war:
Wenn das Leben hart wird,
fang’ die Harten erst zu Leben an,
Regen macht schön, brauch’ keinen Föhn, sing’ nackig im Regen.
Des Nachbaren Gras ist sowieso immer grüner,
ach ich scheiss drauf und spring drüber. Auf’m Sprung klau ich noch sein‘ Gartenzwerg - bevor er’s merkt, bin ich längst übern Berg.
Das Leben ist kein Geburtstag für Kinder.
Wenn doch, macht er kein‘ Spass.
Likes krieg ich keine, nicht mal auf Tinder.
Wenn doch ist er n‘Aas.
Ich weiss, wie der Hase hoppelt.
Doch die Latte, die liegt hoch.
Beim Yoga hab ich die Hüfte ausgerenkt,
tja, man kriegt im Leben halt nichts geschenkt.
Das Leben lässt mich im Regen stehen.
Ich versuch in dieser Welt nicht unterzugehen.
Doch beim Sturm im Wasserglas bin ich ertrunken.
Kann nicht mal bei Fischen punkten.
Ohne Fleiss, kein Preis,
doch rutsch ich immer aus auf meinem Schweiss,
Ich wetz die Zähne, es falln‘ Späne,
Gott lacht: Ach du und deine Pläne.
Glück reimt sich nicht auf Leben, hab echt alles gegeben, die Finger schwarz verbrannt, vom Schmieden meines eigenen Glücks.
Doch ich weiss jetzt, dank nem Seminar, in dem ich letztens war:
Wenn das Leben hart wird,
fang’ die Harten erst zu Leben an,
Regen macht schön, brauch’ keinen Föhn, sing’ nackig im Regen.
Des Nachbaren Gras ist sowieso immer grüner,
ach ich scheiss drauf und spring drüber. Auf’m Sprung klau ich noch sein‘ Gartenzwerg - bevor er’s merkt, bin ich längst übern Berg.
Mist! Ich glaub mich tritt ein Pferd!
Krieg‘s nicht hin,
das alles macht kein’ Sinn,
geb‘ alles, geb nie auf
und geh‘ dabei drauf.
Wenn’s hart wird,
fang’ die Harten erst zu Leben an,
Regen macht schön, brauch’ keinen Föhn, sing’ nackig im Regen.
Des Nachbaren Gras ist sowieso immer grüner,
ach ich scheiss drauf und spring drüber. Auf’m Sprung klau ich noch sein‘ Gartenzwerg - bevor er’s merkt, bin ich längst übern Berg.
Tapete
Was du siehst ist mein Lächeln,
mein freundliches Gesicht.
Was du nicht siehst ist meine Seele,
und wie dunkel ’s in mir ist.
Was du hörst ist meine Stimme,
sie sagt, klar, mir geht es gut!
Spürst du die Erleichterung,
dass ich dich grad anlog?
Es ist so viel leichter,
so zu tun, als wär alles gut,
Um zu sagen, wie‘s dir wirklich geht,
braucht’s verdammt viel Mut.
Ich reiss die Tapete runter, Schicht für Schicht,
Das Leben wird so viel bunter,
Durch mein wahres Gesicht.
Brauch mich nicht verstecken,
Kann mich selbst neu entdecken.
Bin gespannt auf was bleibt,
von Tapete befreit.
Im Spiegel seh’ ich zwei Augen,
sie schaun’ mich traurig fragend an.
Jede Träne ein Wort, das ich nicht sagen kann,
zieh’ mir wie jeden Tag ein hübsches Lächeln an.
Was ich spür’ ist meine Scham,
fühl mich niemals gut genug,
Manchmal wär ich froh,
es käm’ ein Blitz und schlüge mich tot.
Es ist so viel leichter,
so zu tun, als wär alles gut,
Um zu sagen, wie‘s dir wirklich geht,
braucht’s verdammt viel Mut.
Ich reiss die Tapete runter, Schicht für Schicht.
Das Leben wird so viel bunter, durch mein wahres Gesicht. Brauch mich nicht verstecken. Kann mich selbst neu entdecken.
Bin gespannt auf was bleibt, von Tapete befreit. - Komm! Reiss die Tapete runter, Schicht für Schicht.
Das Leben wird so viel bunter, durch dein wahres Gesicht. Brauchst dich nicht verstecken. Kannst dich selbst neu entdecken.
Sei gespannt auf was bleibt, von Tapete befreit.
Tränen aus Eis
Wenn ein Wesen seine Stimme verliert,
Seine Seele in tiefster Nacht gefriert.
Sich das Herz hinter Mauern aus Kälte
verbarrikadiert,
stille Tränen aus Eis,
stille Tränen aus Eis.
Wo ist das Feuer, das einst brannte
Die Sonne, die einst schien
Das Licht, das einst erwärmte das Herz.
Verborgen in einem Wasserfall aus Kristall,
stille Tränen aus Eis.
Das Gefühl am Morgen ein Fremder zu sein,
irrst ziellos von Raum zu Raum.
Die Welt dreht sich weiter,
doch du bleibst stehn’,
ohne Ahnung in welche Richtung zu gehn,
ohne Ahnung in welche Richtung zu gehn.
Wo ist das Feuer, das einst brannte
Die Sonne, die einst schien
Das Licht, das einst erwärmte das Herz.
Verborgen in einem Wasserfall aus Kristall,
stille Tränen aus Eis.
Wenn das Alte zerbricht,
und das Neue nicht mehr ist,
als ne dunkle Ahnung,
in kalter Finsternis.
Wo ist das Feuer, das einst brannte
Die Sonne, die einst schien
Das Licht, das einst erwärmte das Herz.
Verborgen in einem Wasserfall aus Kristall,
stille Tränen aus Eis.
Alles okay
Eine ungeweinte Träne,
rinnt übers Gesicht.
Ein trüber Blick zum Fenster,
scheint die Sonne oder nicht.
Ich kenn den Lauf der Sonne,
ihren Gang von Ost nach West.
Die Wanderung des Schattens,
daran halt’ ich mich fest.
Wieso ist es so schwer,
am Leben zu sein,
am Morgen aufzustehen,
und normal zu schein‘.
Ich kann zwar noch lachen,
Freude spür’ ich längst nichts mehr.
Gegen aussen tue ich so, als wär
alles okay, alles wär alles
okay, als wär alles okay…
Es ist nicht das erste Mal,
dass gar nichts mehr geht.
Dass ich einfach liegen bleib,
sich nichts mehr in mir regt.
Tränen sind nur noch Wasser,
das aus den Augen tropft.
Salz brennt in der Wunde,
die ich trag von Fuss bis Kopf.
Wieso ist es so schwer,
am Leben zu sein,
am Morgen aufzustehen,
und normal zu schein‘.
Ich kann zwar noch lachen,
Freude spür’ ich längst nichts mehr.
Gegen aussen tue ich so, als wär
alles okay, alles wär alles okay, als wär alles okay…
Asche
Auf den Ruinen meines Untergangs,
mein Blick starr zum Horizont.
Auf der Suche nach dem Land,
dem die Hoffnung innewohnt.
Grau, Schwarz, weiss, ist’s nur ein Film,
ein stummer vielleicht, alles gar nicht so schlimm?
Doch mein Herz es schlägt, ich fühl’s beben,
kein Film, kein Traum, das menschliche Leben.
Die abkühlende Asche meiner toten Träume,
liegt schwer auf meinen Lidern,
Wilde Worte ohne Wert,
hab’ nichts mehr zu erwidern.
Der wütende Lärm meiner verbrannten Existenz,
glüht leise in der Nacht.
Stumme Schatten ohne Scheu,
abgebrannt und aufgebracht,
Ein Fuss über’m Abgrund einer Welt,
in der Alles geglaubte zu Staub zerfällt.
Der Himmel brannte, die Erde riss auf,
geblieben ist nichts, nur Ruinen zuhauf.
Tosender Lärm aus dem Schattenreich,
rasend’ Inferno der Vergangenheit.
Im kühlen Licht der Dämmerung,
verlodert das Echo der Erinnerung.
Heisser Schnee fällt schwer und leis’
Leben und Sterben, ein ewiger Kreis.
Diktatur des Glücks
Eine schöne Schlagersängerin erschlägt mich, mit ihrem Schlager vom Glück.
Aus Regalen schreien mich Ratgeber an,
wie ich mich selbst optimal optimieren kann.
Perfektion, wohin das Auge blickt,
mein Hirn unter Starkstrom zuckt,
unter Starkstrom zuckt.
Aus schummrigen Schaufenstern starren mich schaurig schmale Silhouetten an.
Von grelln’ Leuchtreklamen räkeln sich, gut gelaunte Girls mir verwegen entgegen.
Aus meinem Handy werd‘ ich von Werbung attackiert,
was ich alles haben, kaufen, bräucht’,
ich hab längst kapituliert.
In dieser Diktatur des Glücks,
werd’ ich eines Tages noch verrückt.
Von all den Lärm ganz taub,
meines menschlichen Instinkts beraubt.
Eine reissende Flut aus Reizen,
um meine Dopaminsucht anzuheizen.
Zwischen Spass und Leistungsdruck zermalmt, meine arme Seele qualmt.
Glück das oberste Gebot,
be happy, keep smiling - doch ich in Not.
Eine Spinnwebe an der Wand, ich starre sie an. Lautlose Ewigkeit, scheint darin gefang’.
In meinem Leben hatt’ ich immer das Gefühl,
dass Zeit mir durch die Hände rinnt,
von mir davon rennt.
Ich sitz‘ gelähmt auf meinem Bett,
spür‘ wie unter mir der Planet sich dreht.
Diese kleine Welt irgendwo im All,
die mir einreden will, ich hätte keine Wahl.
Was ich alles sollte, müsste, könnt’,
doch zu leben - hab’ ich verlernt,
hab’ ich verlernt.